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Verdon - Grand Canyon
 

Le Grand Canyon du Verdon

Die große Schlucht des Verdon bietet  eine der intensivsten Paddeltouren in Europa. Der Fluss führt die Paddler durch eine andere Welt voll Erhabenheit, Schönheit und Zauber. Die wildwassertechnischen Schwierigkeiten sind dabei moderat und übersteigen den 4. Grad bei normalen Wasserstand nicht. Man hat also immer wieder Zeit sich voll auf die Landschaft einzulassen! Um es aber klipp und klar vorweg zu sagen: Der Verdon ist zwar nicht schwer, aber aufgrund unzähliger Siphone sehr gefährlich. Bei einer ersten Befahrung rate ich sehr früh zu starten und sich in den schwierigen Abschnitten wirklich Zeit zum Erkunden und Sichern zu nehmen.

Noch ein paar Infos zur Logistik: Die Fahrstrecke ist insgesamt 28 Kilometer lang, ein Fahrtabbruch ist nur bei der Passerelle möglich (Wege zu den Straßen am Canyonrand). Die zweite Hälfte ab der Passerelle ist deutlich schwieriger. Die Umsetzstrecke über La Palud ist lang und zeitaufwendig. Infos über die Wassergabe gibt es unter www.rafting-castellane.com. Im Frühling und Herbst ist die Wasserabgabe unregelmäßig, im Hochsommer werden am Dienstag und Freitag je ca. 10 m3/s abgelassen. Dieser Wasserstand ist gut für eine Befahrung geeignet. Wir hatten ca. 13 m3/s. Das Limit für eine persönliche Erstbefahrung würde ich (außer bei echten Cracks) bei 20 m3/s ansetzen.

Nun aber zur Tour. Ich liefere absichtlich keine genaue Beschreibung aller Einzelstellen, da ich nicht dazu verleiten möchte, zu schnell und unvorsichtig zu fahren und es jede Menge gute Beschreibungen gibt. Mit Abstand die Beste liefert der englischsprachige Flußführer "Whitewater Europe - South Alps".

Ich empfehle am Point Sublime (Bild oben) einzusteigen (Stichstraße). Auch von hier aus kann man sich noch warm paddeln und 28 Kilometer sind ohnehin genug. Wer will kann aber auch schon 4 Kilometer oberhalb bei Carajaun einsteigen (bis WW 3). Am Point Sublime sollte man keinesfalls Autos stehen lassen, es ist einer der Lieblingsplätze der Autodiebe!!

Gleich nach dem Start geht es auf recht ruhigem Wasser durch das eindrucksvolle Tor ohne Wiederkehr. In den Außenkurven strömt das Wasser unter hohen Felsüberhängen hindurch. Hier ist die oft verwendete Bezeichnung der atemberaubenden Schönheit Realität.

 

 

 

 

 

Nach einigen Kurven beginnt das erste schwerere Stück (bis WW 3+). Bereits hier lauern zahlreiche Siphone, einmal umgeht man einen Siphon links durch einen schmalen Durchschlupf. Nach dem scheinbaren Ende der Verblockung folgen noch zwei schwierige Stellen (WW 3+ und 4), an einer lauern wieder gefährliche Siphone (Bild der ersten Stelle links)

 

 

 

 

 

Danach hat man bis zur Passerelle Zeit auf leichtem Wildwasser (WW 1-2) die hier offenere Schluchtlandschaft zu genießen. Auf diesem Abschnitt kann man gut Strecke machen wobei man sich aber nicht allzu sehr verausgaben sondern besser auch genießen sollte (Bild links: eine Halbhöhle im leichten Abschnitt).


 

 

 

 

 

Direkt unter dem neuen Steg befindet sich eine schwierige Stelle mit gefährlichen Unterspülungen (WW 4), der folgende Katarakt mit den Resten des alten Eisenstegs ist aufgrund der unter Wasser liegenden Metallteile und großer Siphone (vor allem links am Ende) eine der gefährlichsten Stellen (Bild links). Umtragen ist mühsam aber möglich.

 

Es folgt das zweite schwere Stück. Neben technisch anspruchsvollen Stellen lauern immer wieder harte Siphone (WW 3-4). Hier sollte man sich etwas Zeit nehmen, da oft nur enge Durchfahrten bleiben und der Fluss einmal nach einer Kurve komplett unter einem Felsriegel verschwindet.

Eine von zahllosen engen Durchfahrten

Nach kurzer Erholung folgt die Klamm des Styx (einfach schön!!, Bild links) mit der ersten Höhle. Die Einfahrt ist schwierig, die Walze erstaunlich kräftig (WW 4). Die Wand ist weit unterspült!! Nach kurzer Strecke beginnt die Einfahrt zum Imbut (zweite Höhle).



Einfahrt in die erste Höhle

 

 

Die Ausstiegsstelle auf der Kiesbank links sollte abgesichert und einzeln angefahren werden. Der Eingangsschwall ist nicht allzu schwer (WW 3+), aber der linke Fels ist gefährlich und es pumpt erstaunlich stark. Den Stein kann man umgehen, indem man über ihn klettert und danach einsteigt (nur möglich mit Helfern, tiefes Wasser). Durch einen engen Spalt, den zudem häufig ein großer Baum ziert, geht es in die Höhe hinein. Ein evtl. notwendiges Umtragen der gesamten Höhle wird als äußerst mühsam beschrieben.


Der Eingangsschwall und die Einfahrt des Imbut

Im Halbdunkel muss man eine Felsbarriere überheben. Dann geht es durch einen finsteren Spalt in ein größeres Becken (Bild links), wo man aussteigen und die Boote auf einen Felsen hinauf hieven muss. Von hier kann man das Material ins Wasser werfen und hinterher springen oder per Klippenstart einsteigen (Sachen wegschwimmen lassen wäre doof!!)


 

 

 

 

 

 

Es folgt auf leichtem Wildwasser (WW 2, Bild links) der abgeschiedenste und unzugänglichste Teil der Schlucht. Besonders imposant sind die tief ausgewaschenen Prallhänge, die teilweise Halbhöhlen gleichen. Eine enge (!) Engstelle kündigt den letzten schweren Abschnitt an. Im Jahr 2002 lag an einer unscheinbaren Stelle ein unscheinbares Baumhindernis, an dem sich bei unser Tour ein - dank guter Hilfe - glimpflich abgelaufener (Beinahe-) Unfall ereignete. Ab hier folgen auch wieder ungezählte Siphone. Besonders eindrucksvoll ist ein Felsriegel direkt über der Wasseroberfläche der bei unseren Wasserständen links jedoch noch einen schmalen, fahrbaren Durchschlupf hatte.


 

 

Wunderschönes, aber siphongeziertes Wildwasser folgt (WW 3-4). Wenn in einer Linkskurve der Fluss in einer Klamm verschwindet, sollte man schon vor der einleitenden Schwallstrecke rechts aussteigen um zwei unfahrbare Siphone zu umtragen. Der erste Siphon in der Verengung ist eine echte Todesfalle. Nach der Umtragung geht es auf sportlich weiter (eine Stelle 4+). Alte Brückenreste signalisieren das Ende der Schwierigkeiten. Auf leichtem Wildwasser geht es in den Stausee und noch 3 vielleicht etwas anstrengende Kilometer über den warmen See. Ein Sprung ins grüne Wasser und eine ordentliche Brotzeit bilden den Abschluß einer der eindrucksvollsten Touren, die ich kenne.


Das Ende eines großens Trips: der Stausee Lac de St. Croix

Eines muss aber jedem bewusst sein: Im zweiten Schluchtteil gibt es nur einen Weg heraus und der ist durch. Auch die prinzipiell sinnvolle Aufteilung auf zwei Tage mit Biwak in der Schlucht ist kaum realisierbar, da selten 2 Tage hintereinander eine akzeptable Wassermenge abgelassen wird. Beim ersten Mal sollte man 10 Stunden einplanen und immer vorher sichergehen, dass keine Gewitter drohen, die zu Flutwellen führen können. Auf alle Fälle Brotzeit und Getränke nicht vergessen!!!

Ach ja, alleine mit dieser Beschreibung die Schlucht zu befahren ist nicht sinnvoll. Ein weiterer guter Flussführer (siehe unten) sollte schon zu Rate gezogen werden!

Flussführer: Whitewater Europe -South Alps von Peter Knowles: Die beste Beschreibung des Verdon!

 

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Einstieg: Point Sublime
Ausstieg:  Lac de St. Croix
Länge: 28 Kilometer
Schwierigkeiten: WW 2-4 (X), Gefährlichkeit: C (sehr gefährlich), nur für erfahrene Paddler mit 100prozentiger Rolle
Charakter: auf den 3 schweren Abschnitte unübersichtliche Verblockung mit gefährlichen Siphonen und eigentümlichen Strömungsverhältnissen, hinzu kommen die beiden Höhlen, bis zur Passerelle lange leichte Strecke
Gefahren: SIPHONE, UNTERSPÜLUNGEN, Länge, Abgeschiedenheit, Wetterstürze
Autobegleitung: ein guter Witz!!
Ufer: teils unbegehbar
Wasserstand: empfohlen werden für eine erste Befahrung 10 m3/s bis 20m3/s (www.rafting-castellane.com), im Hochsommer Wasserabgabe am Dienstag und Freitag
 
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